Deutsch-LK

„Hallo Kinderchen“, so sollten wir von nun an zwei Jahre lang von unserem Doktor gegrüßt werden - egal, ob Montag morgens unausgeschlafen in aller Herrgottsfrühe, oder aber Freitag nachmittags zum gemütlichen Beisammensein bei einer viereinhalbstündigen Klausur. ,,Soo, Sebaschdian, hosch wiedr ebbes zom essa dabei?“ - ,,Hmm, ja..“ brummt es hinter einem Berg von Broten, Keksen, Obst und Getränken, hinter dem man nur einen vermuten kann. Deutsch-Klausuren stellten jedoch nicht den einzigen Höhepunkt unserer zweijährigen Ausbildung zu ,,zum Abitur Zugelassene“ dar. Bei der Studienfahrt nach Wien gelang es unserem fachkundigen Führer, durch Anekdoten sowie geschickte Auswahl der Wallfahrtsorte, unseren Geschmack zu treffen und unseren Geist nebenbei zu nähren. Reisen nach Marul sowie mehrmalige Deutsch-Lk-Feste rundeten die außerschulischen Bildungsmaßnahmen gut ab. Doch auch schulintern gab es durchaus Novellen („unerhörte Begebenheiten“), so zum Beispiel die fast schon liebgewonnene Tradition des Rituals von Anja Hohl, die mit der Zuverlässigkeit eines Schweizer Uhrwerks in regelmäßigen Intervallen für mindestens zehn Minuten ein gewisses stilles Örtchen der Geborgenheit des Kurses vorzuziehen pflegte.
Gemeinsame Theaterbesuche trugen ebenso dazu bei, die anderen Kursteilnehmer besser kennen- und schätzen zu lernen. Oftmals war dies jedoch gar nicht nötig, da sich einige -man höre und staune - sogar noch aus der „vor Deusch-Lk-Zeit“ kannten. Zu allem Überfluss soll es manchen sogar gelungen sein, die Begeisterung für die Kursgemeinschaft auch aufs Private zu übertragen. Wie ein zuverlässiger Informant berichtete, sollen solche Treffen zu Zwecke der Erweiterung des Wissenshorizonts auch zum Kennenlernen der eigenen physischen Grenzen gedient haben.
Doch zu allen diesen wunderbaren Erinnerungen kommt natürlich noch die Zeit, die wir mit unseren Helden Faustus, Franz Biberkopf und seinem Minnaken, sowie Brentano, de John, Bruno und nicht zuletzt mit dem kleinen zarten Tadzio (Tadzio, Taaaaaaaaadziooooooo!) verbringen durften, welche uns mit so unvergessenen Sätzen prägten, wie: „Und siehe da, es waren Tränen derer, die so Unrecht litten und hatten keinen Tröster und die Unrecht taten waren mächtiger“, oder „Sieh her, dies ist mein Wappen...“ sowie die Erläuterungen unseres Philologen hierzu, ebenso: „Bin ik hier von Jespenster umjeben?“ und andere.
Abschließend lässt sich also sagen, dass wir am Ende unserer Schul-laufbahn nicht nur auf neun erfüllte Schuljahre am Burg-Gymnasium, während derer ersten zwei einige von uns schon Bekanntschaft mit ihrem späteren Tutor schließen durften („Derf i des au rot mache?“), sondern auch auf zwei Jahre Deutsch-Lk, die uns, abgesehen von dem edukativen Status, den wir dadurch, nicht zuletzt wegen unseres Lehrers, zu erreichen fähig wurden, ungeheuer viel Spaß bereiteten, zurückblicken können.
„Uns war so kannibalisch wohl, als wie fünfhundert Säuen!“
I dät au gern ghet hen,
euer Kluiti und Domm-schwätzerles-Eddie